So heißt der in Liebhaberkreisen bekannte Adventskalender. Wer den herkömmlichen Weg im Advent ergänzen oder ersetzen wollte, war damit immer gut bedient.
Nun haben wir alle einen anderen Advent. Haben wir uns das nicht immer schon mal gewünscht? Hieß es nicht oft: Ach, der ganze Kommerz. Und die Hektik. Was haben wir manchmal gestöhnt? Oder sogar gelästert? Noch eine Feier, schon wieder Plätzchen, und zum fünften Mal „Tochter Zion“.
Jetzt wäre ich froh, wenn ich wenigstens ein Konzert besuchen dürfte.
Aber nun kommt es so, wie wir es oft berufen haben: Alles mal ganz anders. Weihnachten wird ruhig, sehr ruhig. Da fällt mir auch der schöne Spruch ein: Protect me from what I want – Beschütze mich vor dem, was ich mir wünsche.
Wie so oft in diesem Jahr müssen wir die Frage beantworten: Was geht und was geht nicht? Vielleicht haben wir im Jahr 2020 die Chance, uns wirklich zu konzentrieren. Doch worauf?
Im Gegensatz zu Märkten, Basaren und Konzerten sind immerhin die Geschäfte auf. Für mich war das nie ein Widerspruch zum Advent, ich mag volle Geschäfte und die Leute müssen doch auch etwas verdienen. Der Handel ist nun mal die Mutter des Wohlstandes.
Ich freue mich auch über Lichterschmuck. Unsere Nachbarn haben schon wieder ihre schönen Lichterketten auf dem Balkon, die ich so gerne sehe.
Was wohl eher nicht stattfindet, das ist der Besuchsmarathon. Dafür kann man schreiben und darauf achten, dass rechtzeitig die Pakete verschickt werden. Diese, so las ich, könne man dann gemeinsam auspacken – am Telefon oder am Bildschirm.
In Gemeindebriefen und Kirchenzeitungen werden gute Ideen ausgetauscht und möglicherweise wird dieses Weihnachten besonders kreativ. Weihnachten auf Straßen und Plätzen – vielleicht eine Erfindung, die wir genauso gerne entdecken, wie im Sommer die Taufen in den Weinbergen und Wiesen. Kerzen werden sicher eine Rolle spielen – wenn es nicht regnet.
Und wenn es regnet, was dann? Wenn wir dann doch nur zuhause sein können? Dann stellt sich die Frage nach dem kleinstmöglichen Zuhause-Weihnachten. Dafür gibt es in unserem Gemeindebrief eine Liturgie. Man kann dazu einen oder mehrere Texte lesen. Es muss nicht nur die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium Kapitel 2 sein. Am 1. Sonntag im Advent haben wir gerade Matthäus 21 gelesen, den Einzug Jesu in Jerusalem, mit den Worten des Propheten Sacharja:
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze. Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (Sacharja 9,9-10)
Es kommt also doch jemand. Es kommen vielleicht nicht alle Besucher, die wir in diesen Wochen normalerweise erwarten. Manche Menschen finden die Diskussion um die Besuchermenge aber ohnehin seltsam: Sie bekommen auch in normalen Jahren keinen Besuch, da kommt nie jemand zu Weihnachten.
Aber Jesus kommt. Die schönste Begrüßung für diesen Besuch, die ich kenne, ist das Lied:
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Darin wird der Einzug Jesu in Jerusalem auf uns persönlich übertragen. „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein.“
Und es werden glücklich gepriesen alle, die den König bei sich aufnehmen: „Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn.“
Bleibt die Frage, wie denn dieser König des Friedens in mein Herz hinein kommt. Wir können heute Datenmengen von einem Smartphone auf das andere übertragen. Wie kommt Jesus in mein Herz?
Ich glaube, alle großen Veränderungen fangen damit an, dass man zunächst Platz schafft. Sorgen, Kummer, oder auch Stress wegwischen ist nicht so einfach wie auf dem Touchscreen, aber man kann es ja mal versuchen. Dann nimmt man etwas Neues in sich auf. Ein gutes Beispiel ist eine schöne Melodie. Ein Lied oder einen Bibelvers auswendig lernen ist auch ein guter Weg. Einer meiner Favoriten ist der Leitvers vom 4.Advent:
„Freuet euch in dem Herrn alleweg, und abermals sage ich euch: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ (Philipperbrief 4, 4-5)
Pfarrer Joachim Deserno